Dieser Thread soll dazu dienen, ein bissle über die Stars zu plaudern. Ich selbst war ja nie bei einer DM und kenne daher nur die Deutschen, die 2003 in Groningen bzw. 2004 in Mailand waren. In Mailand schnitt ich von unseren Landsleuetn noch am Besten ab, und das will schon was heißen, denn mein Spiel ist mittelprächtig an einem guten Tag.
Ich muss also alle vorwarnen (und hoffe, dass Sascha, Panni und Co. mir hier recht geben), der Level der besten Spieler ist verdammt hoch. Das Gefälle ist daher ebenso groß. Dafür lässt sich natürlich eine Unmenge lernen. Als ich nach Groningen gefahren bin, hielt ich mich schon für einen ordentlichen Spieler - aber in meiner schweren Gruppe in der Vorrunde gelang mir grad mal ein knapper Sieg. Immerhin kann ich mich im nachhinein trösten: In meiner Gruppe waren der spätere Weltmeister (Gianluca), der soeben frisch gekürte englische Meister (James Beard), dessen starker Bruder (Martin Beard) und einer der verdammt guten Griechen (Panayotis, der aber jetzt in den USA lebt).
Diese drei Nationen (Italien und vor allem England und Griechenland) sind auf jeden Fall zu beachten. Die Griechen wohnen zahlreich in Athen und treffen sich daher regelmäßig. In der aktuellen Weltrangliste liegen Alkis auf Platz 3, Nikos auf 4 und Spyros auf 6. Alkis war der erste "offizielle" Weltmeister 2001, Vize 2002 und 3. 2003, 2004 hat er wegen Krankheit verpasst. Er spielt 5-3-2, aber schießt dennoch unverschämt viele Tore. Nikos spielt ebenfalls das defensive System, hat aber die Torschüsse von außerhalb des Strafraums fast perfektioniert. Spyros ist hingegen ein 4-2-4er (hurra!) und spielt daher insgesamt attraktiver. Sein Manko ist aber, dass er bei den WMs fast immer enttäuscht hat - alle Spiele in der Vorrunde locker gewonnen, aber in der Knock-Out-Phase dann mit einem Lapsus, der das Turnier beendet.
Die Engländer haben auch eine Unmenge an sehr guten Spielern, und auch sie sind gut organisiert und treffen sich häufig. Herausragend ist Martin Jeffrey, der aber zu wenig Zeit und Geld hat, um häufig zu spielen. Herausragend ist ebenfalls der Weltmeister von 2002, Rikki, seine Persönlichkeit ist so umstritten wie sein Spiel gut ist. Nicht zu verachten ist mindestens ein halbes Dutzend weiterer Briten: Steve Cambers Spezialität sind die Weitschüsse von der Nähe des Anstoßkreises - ohne auch nur in die Nähe des gegnerischen Strafraums zu kommen kann er locker ein halbes Dutzend Tore erzielen. Seine Landsleute kennen ihn sehr gut und können das unterbinden, ich hatte ihn in Mailand als Gegner und musste Lehrgeld zahlen, weil ich es einfach nicht gewohnt bin.
Last but certainly not least: Gianluca. Als er 2003 Weltmeister wurde, war es schon eine Überraschung, denn sooo gut war er eigentlich nicht, wurde in meiner Gruppe nur Dritter. Aber am Finaltag zeigte er seine Stärke, die Beherrschung aller vier Standardsysteme. Als er im Viertelfinale gegen Martin Beard (einer der ganz, ganz wenigen 4-3-3-Spieler) das Hinspiel locker verloren hatte (er selbst spielt eigentlich 5-3-2), schaltete er im Rückspiel wie sein Gegner auf 4-3-3 und schlug ihn locker. 2004 war der junge Italiener, der sich gewissenhaft mit seinem Bruder vorbereitet, noch eine Klasse besser. Im Finale traf er auf seinen Landsmann Luigi, tatsächlich ein weiterer 4-3-3-Spieler, der trotz der Lücken in dieser Aufstellung seine Gegner bis zum Finale völlig dominierte. Gianluca entschied sich diesmal, auf 4-2-4 umzuschalten und es war das einseitigste Finale der Geschichte, Gianluca siegte 6-1 und 7-2 und ließ dabei noch einige klarste Chancen ungenutzt.
Ich persönlich bin sehr gespannt, wie wir Deutschen abschneiden werden, natürlich vor allem, wie gut Conan ist. Du bist unsere letzte Hoffnung! Nein, das ist natürlich übertrieben, aber ich wollte es nur klarstellen, gegen diese genannten Spieler wird es verdammt haarig.
P.S.: Ein paar Spieler habe ich noch nicht erwähnt. Dazu gehört der Holländer Mark Poelstra. Ihr dürft generell denken, was Ihr wollt über unsere Nachbarn, aber Mark (genannt "Mr. Dig") ist nicht nur sowieso ein netter Kerl, sondern ein wirklich angenehmer KO2-Spieler. Aktuell 10. der Weltrangliste ist er einer, der "ohne Tricks arbeitet." Er war mein Gegner im Achtelfinale in Mailand und besiegte mich locker, anders als gegen zB Steve Camber hatte ich das Gefühl, wenn ich nur gut spiele, könnte ich ihn stoppen. Im Rückspiel schaffte ich dann ein respektables 4:4 (wobei ich das Hinspiel klar verloren hatte) und dieses letzte Match war mein bestes - ich habe versucht, auf seinem Niveau einfach "gutes Kick Off" zu spielen und wurde für meine Mühen belohnt.
Technisch einzigartig ist Klaus Loite, ein Norweger, der leider wohl nicht zur WM kommen wird. In Groningen durfte ich zwei Freundschaftsspiele gegen ihn spielen und verlor jeweils mit 1:10! Aber unglaublich: Alle 20 Tore waren einzigartig und attraktiv. Er hat eine Ballkontrolle in und um den Strafraum wie kein anderer. Unter uns: Manche (ebenfalls gute) Spieler haben nur ein sehr begrenztes Repertoire, das beherrschen sie aber aus dem effeff. Mark und vor allem Klaus beherrschen aber den Ball, und zwar so, wie ich es gern tun würde in diesem verdammt schweren Spiel!